Susan Weidman Schneider on Jewish Feminism and JAP-baiting

Sometimes, as a historian, you come across super interesting archival sources. This snippet of a radio broadcast from the Alex Dworkin Canadian Jewish Archives was one such chance find. Susan Weidman Schneider–editor of the feminist magazine Lilith– gave an interview about Jewish feminism and the stereotype of the Jewish American Princess (JAP) on the Montreal-based radio program Jewish Digest on March 12th, 1988. It is still very much worth listening to today!

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Antisemitisms zwischen Kontinuität und Adaptivität – Interdisziplinäre Perspektiven auf Geschichte, Aktualität und Prävention

I was privileged to contribute a chapter on my dissertation project for the anthology ‚Anti-Semitism between Continuity and Adaptivity‘. This volume was published in the follow-up of the 1st Interdisciplinary Anti-Semitism Conference for Young Scholars at V&R unipress. You can read my text here in the Vandenhoeck & Ruprecht e-library.

Erste Seite des Aufsatzes Christian Kleindienst, Antisemitismus und Geschlecht – Zur Integration und Kritik antisemitischer Ressentiments in der (west-)deutschen und US-amerikanischen Frauenbewegung (1970–2001). Christian Kleindienst Antisemitismus und Geschlecht – Zur Integration und Kritik antisemitischer Ressentiments in der (west-)deutschen und US-amerikanischen Frauenbewegung (1970–2001) In den Diskussionen der sozialwissenschaftlichen Antisemitismusforschung um wandelbare Artikulationsformen erfuhr das Verhältnis von Antisemitismus und Geschlecht bisher kaum Beachtung. Die wissenschaftliche Literatur zu Antisemitismus fokussierte imWesentlichen aufmännliche Antisemiten, auch wenn in den letzten Jahren vereinzelte Beiträge erschienen sind, die auf antisemitische Frauen sowie Antisemitismus und Geschlecht reflektiert haben. Eine erste systematische Darstellung dieser Beiträge legte Dana Ionescu im Jahr 2015 vor.2 In ihremAufsatz „Die Figur der Antisemitin“ gab Ionescu einen Forschungsüberblick über zentrale Beiträge, die sich mit Antisemitismus von Frauen und der Frage möglicher geschlechterspezifischer Unterschiede beschäftigten. Im Mittelpunkt ihrer chronologischen Darstellung standen psychoanalytische Ansätze sowie jüngere sozialpsychologisch- empirische Untersuchungen, in denen Geschlecht und Antisemitismus thematisiert werden. Dies möchte ich, erstens, zum Anlass nehmen, die Begrenztheit psychoanalytisch fundierter Beiträge zum Verhältnis von Antisemitismus und Geschlecht kritisch zu diskutieren und den Erkenntniswert von geschlechterhistorischen Perspektiven auf Antisemitismus nachzuzeichnen. Zweitensmöchte ich in kondensierter FormantisemitismusbezogeneDiskursstränge in feministischen Bewegungskontexten der Bundesrepublik und den USA zwischen 1970–2001 in Hinblick auf verflechtungsgeschichtliche Dimensionen skizzieren. Diese sind vorläufige Ergebnisse der diskursanalytischen Auswertung und historischen Kontextualisierung feministischer Publikationen und Archivalien im Rahmen meines Dissertationsprojektes. 1 Ausdrücklich sei Kerstin Dembsky, Franz Winkler und Leonhard Riep für ihre hilfreichen Anmerkungen zur Überarbeitung des Vortragsmanuskripts gedankt. 2 vgl. Ionescu 2015, S. 273–292.

Abstract: The relationship between antisemitism and gender has so far received little attention in the discussions of antisemitism research in the social sciences. The academic literature on antisemitism focuses mainly on male antisemites, even though in recent years there have been few, isolated contributions that have reflected on antisemitic women and . A desideratum of research on antisemitism that remains to be addressed, are studies that investigate antisemitism of women in the context of specific historical and social contexts and raise questions about the cultural embedding of antisemitic ideas in other contexts. Therefore, the paper firstly addresses the limitations of psychoanalytically based contributions on the relationship between antisemitism and gender and discusses the epistemological value of gender-historical perspectives on antisemitism. Second, the paper traces in condensed form antisemitism-related discourse strands in feminist movement contexts in the Federal Republic and the United States between 1970-2001 from an entangled history / transnational history perspective.


Christian Kleindienst, Antisemitismus und Geschlecht – Zur Integration und Kritik antisemitischer Ressentiments in der (west-)deutschen und US-amerikanischen Frauenbewegung (1970–2001), in: Lennard Schmidt/Andreas Borsch/Salome Richter/Marc Seul/Luca Zarbock/Niels Heudtlaß (Hg.), Antisemitismus zwischen Kontinuität und Adaptivität, 1. Aufl., Göttingen 2022, 121–136. https://doi.org/10.14220/9783737014984.121

„Badges of Servitude: White Christian Supremacy and the Rejection of Jewish and Black Equality“

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Speaker: Magda Teter – Shvidler Chair in Judaic Studies and Professor of History, Fordham University Chair
Chair: Derek J. Penslar – William Lee Frost Professor of Jewish History, Harvard University; Resident Faculty & Seminar Chair, Minda de Gunzburg Center for European Studies, Harvard University
https://ces.fas.harvard.edu/recordings/badges-of-servitude-white-christian-supremacy-and-the-rejection-of-jewish-and-black-equality

Professor Magda Teter, gave a talk about her recent book project which explores the parallels between the history of antisemitism and anti-Black racism. She discussed how these two forms of discrimination have many similarities but have largely been studied separately. She highlighted how Jews and Black people have been seen as inferior by the dominant cultures, as contrast figures, and as visually represented as ugly or dangerous in art. She also discussed how both Jews and Black people have been de-Europeanized and de-Americanized, and how there have been calls for their removal to other countries. She argued that there is a need for more comparative studies of antisemitism and anti-Black racism in order to better understand the connections between them.

I am looking forward to the new book „Christian Supremacy: Reckoning with the Roots of Antisemitism and Racism“ which will be published by Princton University Press in May 2023.

Call for Contribution: Interdisziplinärer Workshop „Feminism is a battlefield“

Wie erforschen wir Konflikte der Queer- und Frauenbewegungen?


„Wie erforschen, was sich bewegt?“

Susanne Maurer

Wie lassen sich Queer- und Frauenbewegungen analysieren und befragen, wenn sie gleichzeitig als soziale Bewegungen stetig in Veränderung, in Bewegung begriffen sind?

Im Rahmen des interdisziplinären Workshops Feminism is a battlefield von und für Nachwuchs-wissenschaftler:innen, Aktivist:innen und Künstler:innen wollen wir uns einem Verständnis von sozialen Bewegungen über ihre Konflikte nähern. Dabei können sowohl historische als auch gegenwärtige Konflikt- und Bewegungsräume der Queer- und Frauenbewegungen im Fokus stehen. Die Erziehungswissenschaftlerin Susanne Maurer hat im Rahmen dieses Spannungsfeldes auf die Brisanz von Konflikten für die Frauenbewegungsforschung hingewiesen. Sie versteht Konflikte als Spuren und als Schlüssel zum Verständnis für längerwährende Prozesse und wichtige Ereignisse und Themen der Bewegung, aber auch der gesamten Gesellschaft.
Alle Queer- und Frauenbewegungen lagen und liegen mit gesellschaftlichen Herrschaftsverhältnissen im Streit, führ(t)en aber auch Konflikte unter- und zwischeneinander. Sie kämpf(t)en gegen Unterdrückung, Ausbeutung und Enteignung, rungen und ringen um Differenzen, Anerkennung und Umverteilung und formulier(t)en Utopien für eine andere Zukunft. Indem wir uns speziell den streitbaren Räumen und Konflikten, in denen Bewegungsziele ausgehandelt werden, zuwenden, wollen wir eine Perspektive eröffnen, die es ermöglicht Queer- und Frauenbewegungen in ihrer Heterogenität und Komplexität zu erforschen.

Mögliche Themen/Fragen für Beiträge könnten sein:

  • Wie lässt sich eine Geschichte der Queer- und Frauenbewegungen schreiben, die Vielfältigkeit und Differenzen der Akteur:innen sowie ihrer feministischen Kritik und Visionen erfassen kann?
  • Welche Formen von Konflikten der Queer- und Frauenbewegungen finden sich in Gegenwart und Geschichte? Z.B. Aushandlungen um Inhalt und Ausrichtung feministischer Kritik oder Kämpfe um die politischen Subjekte der Bewegungen
  • Wie gestalten sich Konflikte zwischen den einzelnen Bewegungen und ihren Akteur:innen?
  • Wie reagier(t)en Queer- und Frauenbewegungen auf sich verschärfende gesellschaftliche Konflikte und Angriffe gegen emanzipatorische Errungenschaften?
  • Welche Konflikte und Akteur:innen werden erinnert und welche geraten in Vergessenheit?
  • In welchen Bewegungsräumen und -medien wurden und werden Konflikte ausgehandelt?
  • Wie wird Zugehörigkeit in Bewegungsräumen hergestellt? Welche Inklusions- und Exlusionsmechanismen lassen sich beschreiben?
  • Welches methodische Handwerkszeug braucht es, um Konflikte als produktive Analysegegenstände in der sozialwissenschaftlichen und historischen Geschlechterforschung interdisziplinär zu erschließen?

Wir möchten am 6. und 7. Mai 2022 gemeinsam in Leipzig Ihre und Eure Forschungsarbeiten rund um Konflikt- und Bewegungsräume in Queer- und Frauenbewegungen – vor allem anhand mitgebrachter Quellen – diskutieren. Bringt mit, was euch bewegt!
Der Workshop wird Werkstattcharakter haben und ist interdisziplinär angelegt. Er richtet sich sowohl an historisch, soziologisch, kulturwissenschaftlich, philosophisch und künstlerisch Arbeitende sowie an politisch Aktive.
Es können auch Vorschläge eingereicht werden, die am Rande des Themas zu liegen scheinen. Die inhaltliche Schwerpunktsetzung des Workshops wird durch die        Einreichungen mitgestaltet.

Wir bemühen uns um Finanzierung der Fahrt- und Übernachtungskosten.

Bei Interesse senden Sie/sendet bitte ein kurzes Exposé (ca. Eine Seite) bis zum 20. Januar an: [email protected]

Der Workshop wird organisiert von

Kassandra Hammel (Albert-Ludwig-Universität Freiburg)
Christian Kleindienst (Universität Leipzig)
Pia Marzell (Friedrich-Schiller-Universität Jena)
Barbara Schnalzger (Universität Leipzig & MONAliesA Leipzig)
Constanze Stutz (TU Dresden)
und ist ein Kooperationsprojekt mit 
der Feministischen Bibliothek MONAliesA Leipzig
sowie dem Lehrstuhl für Geschlechtergeschichte der Friedrich-Schiller-Universität Jena.

Der Call kann ebenfalls auf H-Soz-Kult und dem Theorieblog eingesehen werden.

Das Programm des Workshops kann hier eingesehen werden:

On Antisemitism, Conspiracyism and Naturalization in times of the Corona Pandemic

Since the coronavirus has been spreading, numerous conspiracy myths have been poured into social media. Many of them have implicit or clearly antisemitic* connotations. Several antisemitism-critical and Jewish associations as well as Commissioners for Jewish Life in Germany urgently warned of an increase of antisemitic conspiracy fantasies and their effects on society. This aspect of the crisis, which does not appear as „nature“, is something that is strongly invisibilised in media coverage since the corona discourse is primarily concerned with a supposedly natural threat. Throughout this short text, I will argue that this is based on a problematic understanding of the relationship between nature and culture (I). Furthermore, I would like to point out that this relationship also relates deeply to the logic of antisemitic conspiracy fantasies (II). Finally, I would like to discuss the significance of these insights for a reflective practice in the social sciences.

On the Naturalization of the Corona Pandemic (I)

As Katharina Hoppe points out in her remarks on Critical Theories in the Pandemic, there is a certain tendency in modernity, which leads to a naturalisation of the ongoing pandemic. In reference to Bruno Latour, Hoppe argues that this tendency is associated with practices of purification that create a nature/culture dichotomy, which fails to grasp the constitutive interwovenness of both sides.[1] Furthermore, she notes that attempts to deal with the pandemic are primarily based on an idea of mastering nature, which has been widely problematized by Theodor W. Adorno and Max Horkheimer.[2] However, especially in times of the corona pandemic, it becomes particularly clear that the idea of being capable of gaining (full) sovereignty over nature is a fiction. Nevertheless, our socio-political discourse is still shaped by this idea, as we can see in the declarations of war against the virus or hopes of a technical-medical liberation from the virus. First, what we can learn from Hoppe’s socio-philosophical reflections and her non-sovereign perspective is that we should be more sceptical about narratives of naturalization, which passivate socio-political aspects of the crisis and invisibilise social and structural inequalities by claiming that we are all in the same boat. Second, it seems to me that Hoppe’s problematization is also important for the analysis and understanding of the currently increasing antisemitic conspiracy fantasies.

On Antisemitism and Conspiracyism (II)

Since the threats of the coronavirus have been widely discussed, several institutions have recorded an increase of (antisemitic) conspiracy myths in social media. Very quickly the claim began to circulate that Jews or Israel created the coronavirus as a biological weapon to control the world. These conspiracy fantasies integrate even contradictory elements into a Manichaean world view. Consequently, even the production of a vaccine by Israeli scientists is interpreted as a part of a cruel conspiracy and an attempt to benefit from the pandemic. Names such as Rothschild or Soros are used as a code for antisemitic implications. Furthermore, especially on the messenger platform Telegram, posts can be found, in which the Shoah is denied referring to reports of crematoria struggling to cope with deaths in Northern Italy. Moreover, there are also calls to use coronavirus as a biological weapon against Jews and to cough on them.[3] Even big tech companies like Google and Facebook responded with restrictions to the spread of conspiracy myths after they have led to violent actions. Not all these conspiracy myths are antisemitic, like the absurd assertion that the wireless communications standard 5G is responsible for the spread of the coronavirus. However, even here are remarkable structural analogues (form) and elements (content) that are very connectable to antisemitic narratives.[4] In the following, I offer some preliminary considerations regarding the attractiveness of those antisemitic conspiracy fantasies in times of pandemic.

The increase of antisemitism in times of a pandemic could be explained on the one hand by the historical continuities of negative conceptions in which Jews are imagined as carriers and source of diseases. For example, during the 14th century, Jews were blamed for outbreaks of the plague in Europe.[5] These and other imagined characteristics that were imputed to them were reintegrated from the context of pre-modern anti-Judaism into modern antisemitism and, hence, experienced a strong continuity.[6] On the other hand – and here I follow Hoppe’s socio-philosophical reflections – most conspiracy fantasies are based on an idea of sovereignty and domination. To those who believe in conspiracy fantasies, it seems much more likely that evil forces of an international conspiracy are responsible for the coronavirus pandemic than processes of randomly viral mutations and transmissions in a globalised world. This idea of complete controllability is a premise of conspiracist thinking and is diametrically opposed to a critical-reflective perspective that focuses on contingency, chance, randomness and thereby situates human agency within complex interrelatedness of human-nature constellations. In the conspiracy fantasy, on the other hand, the uncertainty of contingent processes is replaced by the idea of unlimited human agency and thus full sovereignty.[7] Research on conspiracy myths usually identifies three key elements: a Manichean world view, the belief that nothing happens by chance and that everything is connected.[8] This research also emphasises the social-psychological functions of antisemitic conspiracy fantasies: First, antisemitic conspiracy fantasies offer a meaningful explanation for everything bad in the world and the social upheavals in a contingent and ambivalent modernity. There is no ambivalence in conspiracist thinking at all, only identity. Second, in connection with the projective character of the antisemitic Manichaean world view, this has a relieving function to those who believe in conspiracy fantasies.[9] Exalting human action as the absolute and the origin of every historical event is reassuring in a certain sense: Although the coronavirus appears as an omnipresent, to some extent omnipotent, destructive and invisible power – like Jews in the antisemitic imagination – it may still be possible to stop it since, within conspiracist thinking, the suffering is caused by a certain group. These and other aspects make conspiracyism so attractive, but also dangerous.[10]

Following these preliminary considerations, I would suggest understanding the corona pandemic not only as a medical but also as a bio-social crisis. Consequently, not only virological perspectives but also sociological, historical and cultural-theoretical reflections are needed to adequately understand this crisis. Furthermore, I have tried to show that social-philosophical reflections on fundamental ambiguities of modern societies are a promising starting point for further research on antisemitism and conspiracyism.

* I use the spelling antisemitic instead of anti-Semitic, as the term does not refer to Semitic languages, but to a modern form of hatred against Jews. The term was among others popularized by Wilhelm Marr and was used by political movements (e.g. Antisemitenliga) as a self-designation; Cf. Reinhard Rürup/Thomas Nipperdey, Antisemitismus – Entstehung, Funktion und Geschichte eines Begriffs, in: Emanzipation und Antisemitismus. Studien zur Judenfrage der bürgerlichen Gesellschaft, Göttingen 1975, p. 95–114.


[1] Cf. Bruno Latour, We have never been modern, Cambridge, Mass. 1994, p. 10 ff.

[2] Cf. Max Horkheimer/Theodor W. Adorno (Hrsg.), Dialectic of enlightenment. Philosophical fragments, Stanford, Calif. 2009, p. 5 f.

[3] democ. Zentrum Demokratischer Widerspruch e. V., Corona und „Die Jüdische Weltverschwörung“. https://www.youtube.com/watch?v=nV_CFkZK28w (6th April 2020); Anti-Defamation League, Coronavirus Crisis Elevates Antisemitic, Racist Tropes. https://www.adl.org/blog/coronavirus-crisis-elevates-antisemitic-racist-tropes (14th April 2020).

[4] This can be traced, for example, in the attempts to integrate radical right-wing, antisemitic and esoteric ideologemes on various right-esoteric websites, at conferences and in books. Cf. Mio Liebentritt, Rechtsextreme Online-Angebote – Rechte Esoteriker im Krieg gegen 5G und das Impfen. https://www.deutschlandfunk.de/rechtsextreme-online-angebote-rechte-esoteriker-im-krieg.724.de.html?dram:article_id=461384 (9th April 2020); Cf. Michael Barkun, A culture of conspiracy. Apocalyptic visions in contemporary America, Berkeley, Calif 2003, p. 141-157.

[5] Cf. Alfred Haverkamp, Die Judenverfolgungen zur Zeit des Schwarzen Todes im Gesellschaftsgefüge deutscher Städte, in: Alfred Haverkamp (Hrsg.), Zur Geschichte der Juden im Deutschland des späten Mittelalters und der frühen Neuzeit, Stuttgart 1981, p. 27–93.

[6] These antisemitic conceptions could only experience such a strong continuity because they are not only individual prejudices. In terms of sociology of knowledge, they could rather be understood as a specific way of thinking and feeling that is linked to commonly shared knowledge, which has been manifested in symbolic orders, objectified in texts, transmitted and transformed for centuries. Cf. Jehuda Reinharz/Monika Schwarz-Friesel, Inside the Antisemitic Mind. The Language of Jew-Hatred in Contemporary Germany, 2017, p. 39-49.

[7] Cf. Michael Butter, “Nichts ist, wie es scheint“, Berlin 2018, p. 108.

[8] Cf. Michael Butter, “Nichts ist, wie es scheint“, Berlin 2018, p. 22 ff; Cf. Michael Barkun, A culture of conspiracy. Apocalyptic visions in contemporary America, Berkeley, Calif 2003, p. 3 f.

[9] Cf. Theodor W. Adorno/Else Frenkel-Brunswik/Daniel J. Levinson/R. Nevitt Sanford, The Authoritarian Personality, New York 1950, p. 228, 236, 239 f; Cf. Otto Fenichel, Elements of a Psychoanalytic Theory of Anti-Semitism, in: Ernst Simmel (Hrsg.), Anti-Semitism. A social disease, New York, NY 1946, p. 11–32; Cf. Michael Butter, “Nichts ist, wie es scheint“, Berlin 2018, p. 105-114.

[10] Cf. Anti-Defamation League, White Supremacists Respond to Coronavirus With Violent Plots and Online Hate (2020). https://www.adl.org/blog/white-supremacists-respond-to-coronavirus-with-violent-plots-and-online-hate (11th April 2020).

PostKulturwissenschaften?

Wer sind wir und was ist PostKulturwissenschaften?

Wie kommen wir dazu von PostKulturwissenschaften zu sprechen und was verbirgt sich hinter diesem Begriff?


Einerseits sind wir beide Absolventen des Master- und Bachelorstudiengangs Kulturwissenschaften an der Uni Leipzig. Das post lässt sich also durchaus als ein zeitliches Danach interpretieren. Das bedeutet jedoch nicht, dass wir mit den Kulturwissenschaften abgeschlossen hätten. Vielmehr wollen wir den im Laufe des Studiums eingeübten kulturwissenschaftlichen Blick weiterhin auf gesellschaftliche Phänomene beziehen und diese Perspektiven selbst auch kritisch diskutieren. Dies rühret nicht zuletzt aus der Erfahrung, dass wir im Studium immer wieder auch Perspektiven und theoretischen Setzungen begegnet sind, die wir als fragwürdig (im Sinne von befragenswert) empfunden haben. Zumeist wurden diese von Kommiliton*innen geäußert, selten von Dozierenden. Dies schlug sich in einem lieblosen Umgang mit Theorie nieder, welche je nach Bedarf für das aktuelle Thema herangezogen wurde, ohne über die Kompatibilität der Versatzstücke nachzudenken und auf mögliche innere Widersprüche und problematische Implikationen zu reflektieren. Uns ist bewusst, dass ein Studium an solche Fallstricke erst heranführen soll und dass alle Konsequenzen einer theoretischen Entscheidung schwerlich en détail antizipierbar sind. Dennoch zeichnete sich die Tendenz, Theoriearbeit als Nebenprodukt einer Auseinandersetzung mit konkreten, kulturellen Phänomenen und als etwas Nachgelagertes zu begreifen, deutlich ab. Eine weitere Bedeutung von post im Titel dieser Seite besteht folglich in einem reflexiven Danach, dass wir in der Auseinandersetzung mit theoretischen und methodischen Problemlagen gewinnen wollen.

Die Eigentümlichkeit des Leipziger Instituts für Kulturwissenschaften besteht in dessen sozialwissenschaftlicher Ausrichtung und der Orientierung an einem Kulturbegriff, der weniger auf eine gesellschaftlich abgrenzbare Sphäre der Kultur (Literatur, Theater/Film, bildende Kunst oder Musik) abhebt, sondern auf eine spezifische Perspektive auf das Wechselverhältnis von Individuum und Gesellschaft. Diese kulturwissenschaftliche Perspektive fragt nach der Hervorbringung von Sinn- und Bedeutungszusammenhängen entlang der Interpretation und Deutung gesellschaftlichen Handelns sowie der damit verbundenen Konstruktion sozialer Wirklichkeit. Folglich wird Kultur nicht primär als normatives Konzept geistiger Höherwerdung und Kultivierung (cultura animi) verstanden, sondern bezieht alle menschlichen Tätigkeiten sowie deren immateriellen und materiellen Objektivationen ein (natura altera). Eng mit einem solchen deskriptiven Kulturbegriff verbunden, ist die wissenschaftliche Aneignung des Alltäglichen.[1]

Wir verstehen PostKulturwissenschaften als ein Work-in-Progress-Projekt, in dem wir vorläufige Gedanken thesenhaft formulieren, sie gegebenenfalls auch revidieren und die wir untereinander und mit Dritten diskutieren möchten. Dies bedeutet auch, dass wir stellenweise unterschiedliche Positionen vertreten und nicht zwangsläufig die jeweilige Auffassung des Anderen teilen.

Neben unseren kulturwissenschaftlichen Reflexionen wollen wir auch die Möglichkeit nutzen gesellschaftspolitische Diskussionen und Entwicklungen zu kommentieren. Diese Kommentare mögen weniger distanziert sein, speisen sich jedoch aus einer Idee von Wissenschaft, die sich nicht gegenüber gesellschaftlichen Prozessen abschließt und nach den Bedingungen der Möglichkeit von Emanzipation fragt. In diesen Blogbeiträgen wollen wir daher auch bewusst eine persönliche Perspektive einnehmen und sofern es möglich ist, versuchen wir diese unterschiedlichen Arten von Beiträgen auch entsprechend zu kennzeichnen. Wie für unsere (post-)kulturwissenschaftlichen Überlegungen gilt auch hier, dass unsere Gedanken von Vorläufigkeit und Unabgeschlossenheit gekennzeichnet sind – etwas, das außerhalb von religiösem Dogmatismus eigentlich selbstverständlich sein sollte, aber im Alltag leider nur selten der Fall ist.

Sebastian & Christian


[1] Vgl. Ute Daniel, „Kultur“ und „Gesellschaft“. Überlegungen zum Gegenstandsbereich der Sozialgeschichte, in: Geschichte und Gesellschaft, 19 (1993) 1, 71 ff; Vgl. Klaus Christian Köhnke, Einleitung des Herausgebers, in: Moritz Lazarus/Klaus Christian Köhnke, Grundzüge der Völkerpsychologie und Kulturwissenschaft (Philosophische Bibliothek, Bd. 551), Hamburg 2003, S. IX – XXXVII.


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